Mit der ganzen Familie bei der Demonstration am 8. Mai gewesen
Korrespondenz: Donnerstag, 12.05.2022, 18:00 Uhr Außerdem wollten wir den Karnaperinnen und Karnapern genauer erzählen, warum es in Gelsenkirchen jetzt ein „Willi-Dickhut-Haus“ gibt und wer der Namensgeber eigentlich genau war. Wir besuchten gezielt Anwohner, die sich am Sonntag für die Widerstandsgruppen oder die MLPD interessiert hatten. Das war eine gute Idee, denn die Erlebnisse waren frisch und glühten noch. Alle Menschen aus Karnap, mit denen wir sprachen, waren tief beeindruckt und sichtlich begeistert von der Demonstration.
Eine Frau mit türkischen Wurzeln berichtete, dass sie sich kurzentschlossen und spontan dem bunten Strom an Menschen anschloss und bis zum Ende mitlief. Sie kannte niemanden, aber sie fühlte sich nicht fremd, sondern wie unter Freunden. Weil sie zustimmte, dass die Demonstration nur der Beginn einer großen Bewegung des aktiven Widerstands sein kann, erzählten wir ihr genauer von den Widerstandsgruppen, die wir aufbauen wollen. Sie überlegt sich vorbeizukommen. Daraufhin luden wir sie ein, dass Parteiprogramm der MLPD genauer kennenzulernen, um zu prüfen, ob sie damit übereinstimmt. Sie spendete fünf Euro dafür und wir verabredeten uns direkt zum gemeinsamen Lesen und zur Diskussion.
Wenig später trafen wir an einer anderen Wohnungstür „nur“ ein junges Mädchen an, die Eltern waren gerade einkaufen. Auf Nachfrage antwortete sie: „Die Demo war geil! Zuerst haben wir am Fenster zugeschaut, aber dann sind wir rausgegangen und sind mit der ganzen Familie bis zum Schluss mitgelaufen.“ Sie berichtete stolz, dass sie bald dreizehn Jahre alt wird, und wir erzählten ihr vom REBELL und vom Pfingstjugendtreffen, was sie sehr interessierte.
Draußen auf der Straßen fragten wir dann einen jungen Mann nach dem Weg. Seine Antwort auf die Frage, ob er die Demonstration gestern mitbekommen hatte und wie er sie fand: „Komisch.“ Das wollten wir dann doch genauer wissen. Es stellte sich heraus, dass sich seine Ängste aufgrund der Weltkriegsgefahr mit der Anziehungskraft der stimmungsvollen, bunten und lauten Demonstration zu einem „komischen Gefühl“ vermischten. Er ist Hafenarbeiter und hörte genau zu, als wir ihm erzählten, warum Willi Dickhut für uns und für ihn ein Vorbild ist. Willi Dickhut war ein einfacher Arbeiter wie wir. Er hat sich weder vom Krieg, noch vom Faschismus, nicht vom Verbot seiner KPD, nicht von der Gefangenschaft im KZ oder von der Anstrengung, ein Buch zu lesen, entmutigen oder lassen. Er hat sein Leben lang gekämpft, weil er daran glaubte, dass wir Arbeiter die Welt verändern können.
„Aber, auf die Straße gehen bringt doch auch nichts gegen den Krieg“, sagte unser Gesprächspartner zuerst. Aber überzeugt hat ihn, dass wir die Regierung nicht einfach gewähren lassen können, so wie Willi Dickhut sich nie mit einer scheinbar ausweglosen Situation abgefunden hat. Der Karnaper Hafenarbeiter war gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine, wir sind gegen den Krieg, warum sollen wir nicht der Regierung genau das zeigen? Wenn wir nichts machen, dann könnte doch der Eindruck entstehen, wir seien mit all dem einverstanden. „Ja, das stimmt.“ Er gab uns 50 Cent für die Willi-Dickhut-Broschüre und auch er stimmte zu, dass wir uns bald wieder verabreden, um zusammen die Fragen anhand des Parteiprogramms zu vertiefen.
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