19.02.2020 Bürgerversammlung in Essen-Steele bietet den faschistischen „Steeler Jungs“ ein Forum - Bankrotterklärung des bürgerlichen Antifaschismus
„Seit über zwei Jahren marschieren die faschistischen „Steeler Jungs“ (SJ) als selbsternannte „Bürgerwehr“ wöchentlich durch den Stadtteil Steele. In dieser Zeit gab es vielfältige Proteste, weil allen Antifaschisten klar war, dass es nicht toleriert werden kann, dass sich dieser braune Spuk etabliert. Von Anfang an bis heute wurden trotz erdrückender Faktenlage die SJ von bürgerlichen Politikern, Medien und Polizei systematisch verharmlost. Ende 2019 spitzte sich die Auseinandersetzung um den Weg im antifaschistischen Kampf gegen die SJ mehr und mehr zu. In dem Bündnis „Mut machen – Steele bleibt bunt“ setzte sich eine Richtung durch, den SJ nicht mehr konsequent entgegen zu treten, sondern mit vorgeblich „kreativen“ Losungen („Eis essen“) und Aktionen (Plüschtiere schmeißen) den Kampf in eine Sackgasse zu führen. Der Gipfel dieser Entwicklung war, als „Steele bleibt bunt“ einen Beschluss gegen jegliche Zusammenarbeit mit der MLPD fasste, weil sie es sich nicht nehmen ließ, bei einer Demonstration Flagge zu zeigen. Der Anmelder wollte die Demo sogar abbrechen, weil ihn das MLPD-Transparent mit der Aufschrift „Verbot aller faschistischen Organisationen“ störte.
Für den 13. Februar luden nun zwei Kirchengemeinden, „Steele bleibt bunt“, das Kulturzentrum Grend und mehrere Sportvereine zu einer Bürgerversammlung. Der Zweck der Versammlung war im Einladungsflyer bewusst vage gehalten: „Wir wollen mit Fachleuten auf dem Podium und den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen. Im Mittelpunkt steht die Frage zum friedlichen Zusammenleben im Stadtteil und der Umgang mit den „Steeler Jungs“.“
Da gibt es eigentlich nichts mehr zu klären. Die wöchentlichen faschistischen Aufmärsche müssen aufhören. Sie sind das Problem und die Bedrohung im Stadtteil. Das sieht auch die Mehrheit der Steeler Bürger so, von denen sich viele durch die SJ bedroht fühlen. Um ihr Image aufzupolieren hatten die SJ schon im Vorfeld der Versammlung im Stadtteil ein anonymes Flugblatt verbreitet, in dem sie gegen die MLPD, Essen stellt sich quer und Steele bleibt bunt hetzten und sich selbst als gute Nachbarn darstellten.
Dass die Einladung zur Bürgerversammlung keinerlei Standpunkt zu den SJ bezog, konnten diese nicht nur als Einladung verstehen, sondern auch als Anerkennung, dass sie eine „Macht“ im Stadtteil sind. Und so kamen sie zahlreich. Von den 400 Versammlungsteilnehmern kamen 40 bis 60 aus den Reihen der SJ.
Gleich zu Anfang kam Leon Finger zu Wort vom Vorstand des Initiativkreises City Steele, der nichts Besseres zu tun hatte, als erst mal gegen die MLPD zu hetzen, die er als das eigentliche Problem darstellte. Lobend hob er dagegen hervor, dass die SJ sich ruhig verhielten. Mit seinen antikommunistischen Tiraden war Finger dann auch der Stichwortgeber für die SJ, die in ihren Beiträgen versuchten, sich als harmlose Spaziergänger darzustellen, die überhaupt nicht rechts seien, um dann gegen die MLPD vom Leder zu ziehen. Selbst Irene Wollenberg von „Steele bleibt bunt“ warfen sie vor, dass sie „MLPD und Antifa“ nach Steele geholt hätte. Der Moderator der Diskussion, Uwe Loch von Radio Essen, moderierte nicht, sondern ergriff immer wieder Partei gegen den antifaschistischen Protest und für die SJ. Als diese demonstrativ den Saal verlassen wollten, lief er ihnen hinterher und ließ noch mal jemanden von den SJ zu Wort kommen.
Diese Veranstaltung hat nichts weiter bewirkt, als den SJ eine Tribüne zu bieten, um ihre Hetze gegen Antifaschisten und ihre Selbstverharmlosung vor großem Publikum zu verbreiten. Es war eine Bankrotterklärung des bürgerlichen Antifaschismus, der u.a. mit der Begründung, man wolle solche bürgerlichen Kräfte wie Leon Finger nicht abschrecken, die Zusammenarbeit von „Steele bleibt bunt“ mit der MLPD per Beschluss beendet hat. Auf der Grundlage des Antikommunismus ist kein wirklicher Antifaschismus möglich. Das Internationalistische Bündnis ruft derzeit als einzige antifaschistische Kraft dazu auf, jeden Dienstag gegen den Aufmarsch der SJ zu protestieren.“
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