Essen, 30. März 2021: Prozess gegen „Steeler Junge“: Erfolg trotz Freispruch „zweiter Klasse“ für Faschisten
Der Tag war politisch ein Erfolg, auch wenn der Faschist freigesprochen wurde. Er hatte aus einer Vierergruppe heraus gehandelt und konnte nicht eindeutig identifiziert werden. Durch den Prozess kamen Faschisten der „Steeler Jungs“ das erste Mal wegen gewaltsamer Attacken vor Gericht. Bisher hatten sich jüngere Opfer nicht zu Anzeigen getraut bzw. konnten keine Täter ermittelt werden. Es ist zu begrüßen, dass die Staatsanwaltschaft Essen hier aktiv ermittelte, im Gegensatz zu vielen anderen Anlässen.
Der Prozess war auch ein Musterbeispiel der bürgerlichen Justiz. Der eigentliche Vorgang, dass hier körperlich überlegene Männer jungen Antifaschistinnen nach einer Demo auflauern und sie angreifen, war gar nicht Gegenstand des Prozesses. Der Anwalt des Angeklagten verharmloste den Vorgang zur „Sachbeschädigung einer Fahnenstange, die nur ein paar Euro kostet“.
Die „Steeler Jungs“ waren sehr in der Defensive. Der Angeklagte Mark P. versteckte sich während des ganzen Prozesses unter seiner Kapuze (zusätzlich zur Maske). Mit juristischen Tricks und stundenlangen Vorträgen zögerte sein Anwalt M. Grünebaum den Prozessbeginn über Stunden hinaus. Dass ihm nach eigenen Aussagen ein Foto des Richters im Gespräch mit Essener Antifaschisten „zugespielt“ wurde, weist auf eine systematische Bespitzelung des Richters mit dem Ziel seiner Einschüchterung hin - eine typische Methode von Faschisten. Ein skandalöser Vorgang, der weiter aufgeklärt werden muss!
Die Stimmung in den Gesprächen auf dem Grendplatz zeigte klar: der Stadtteil will diese Faschisten nicht. Wir diskutierten, dass ein Klima der Angst verhindert bzw. überwunden werden muss. Viele begrüßten ausdrücklich die mutige Haltung der Rebellin und der MLPD. Die attackierte Rebellin bedankte sich für die Solidarität und sagte am Schluss: „Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir gehen weiter in die Offensive und organisieren uns!“. Dazu unterschrieben viele für die Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“ und die Wahlzulassung der Internationalistischen Liste/MLPD. Es wurden zahlreiche Kontakte geknüpft, auch mit Menschen aus dem Stadtteil, die selbst schon attackiert worden waren.
Einige unterschätzten auch die Gefahr, die von solchen Leuten ausgeht, die sich im Stadtteil breit machen und ihr Gift verbreiten wollen. Mitglieder des REBELL sagten dazu: „Die ‚Steeler Jungs‘ wollen sich den Ruf geben, die Bevölkerung vor der Kriminalität zu schützen. Weiter weg von der Realität kann man nicht sein. In Wirklichkeit handelt es sich um gewaltbereite Faschisten, das zeigt auch ihre feige Attacke am 02.01.2020.“. Teilnehmende Genossen aus Dortmund berichteten, welchen harten Kampf es erfordert, den Faschisten in Dortmund-Dorstfeld ihren selbst ernannten „Nazi-Kiez“ wieder zu nehmen.
Das Internationalistische Bündnis fördert eine antifaschistische Einheitsfront „von Religion bis Revolution“, auch als bittere Lehre der Geschichte. Das schließt den Kampf gegen den Antikommunismus ein, da die Kommunisten schon immer die erbittertsten Gegner der Faschisten waren. Dies zeigt sich auch im Kampf gegen die Steeler Faschisten.
Für in der antifaschistischen Arbeit entstandene Anwalts- und Prozesskosten wurden 54,80€ gespendet. Wer dies weiter unterstützen möchte, kann auf das folgende Konto spenden:
Konto Heinz Rothfuss
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Stichwort: Prozesskosten
Hier kann man einige Beiträge von der kurzen Kundgebung nach dem Prozess anhören:
http://www.linksdiagonal.de/wp-content/uploads/2021/03/20210323_steele_abschluss_rebell.mp3
http://www.linksdiagonal.de/wp-content/uploads/2021/03/20210323_steele_abschluss_prozessbericht.mp3
http://www.linksdiagonal.de/wp-content/uploads/2021/03/20210323_steele_abschluss_ergaenzung_zum_prozessbericht.mp3
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