Gegen den Arbeitsplatz-Kahlschlag bei Siemens
Siemens Energy will nach Abspaltung von der Siemens AG 7.800 Stellen streichen, davon 3.000 in Deutschland, 700 in Mülheim-Ruhr (WAZ vom 03.02.21). Ein Kollege erzählte, dass sie erst im Januar ins Werk an der Mellinghofer Straße umgezogen wären. Nun sind 300 Kollegen von den Entlassungen betroffen. Die Anlagen sollen nach Osteuropa verkauft werden.
In Duisburg sollen über 300 Arbeitsplätze vernichtet werden, in Berlin 740. Gleichzeitig mit der Bekanntgabe des Kahlschlags bei Siemens Energy am 3. Februar meldete die Siemens AG im ersten Quartal des Geschäftsjahrs eine Gewinnsteigerung von 38 Prozent. Das ist eine ungeheure Provokation für alle Kolleginnen und Kollegen!
Für die Zukunft der Jugend! Wenn Arbeitsplätze abgebaut, werden - sei es auch ohne sogenannte „betriebsbedingte Kündigungen“ - sind sie für die Jugend für immer verloren. Was wird aus der Übernahme der Azubis nach der Ausbildung?
In Mülheim sollen bis 2023 laut Betriebsrat sowieso noch 150 Jobs vom letzten Abbauprogramm abgebaut werden. Ein Abbauprogramm folgt seit Jahren dem Nächsten. Ein Kollege aus Duisburg sagte zu Recht: „Seit 30 Jahren, immer dasselbe. Jedes Jahr Mitarbeiter abbauen, so kriegen wir auch keine Energiewende hin.“ („Lokalzeit Ruhr“, 03.02.21)
Die Vernichtung von Arbeitsplätzen ist angeblich notwendig, um die Energiesparte von Siemens „fit“ zu machen. Wofür?
Was ist das für ein Gesellschaftssystem, das nur auf unsere Kosten funktioniert? Offenbar ist Siemens bei großen Gas- und Dampfturbinen hinter seine Konkurrenten zurückgefallen vor dem Hintergrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise und Corona-Pandemie. Dafür soll die Belegschaft jetzt bluten?!
Siemens geht es in erster Linie um Maximalprofit und nicht um Umstellung auf erneuerbare Energien! Deshalb ist Hoffnung auf ein „Kompetenzzentrum“ in Mülheim ohne Kampf um die Arbeitsplätze zum Scheitern verurteilt.
Ernsthafte Bemühungen um erneuerbare Energien – ganz zu schweigen von Beseitigung von Umweltschäden – sind eine Riesen-Aufgabe und erfordern das Knowhow von mehr statt weniger Mitarbeitern. Atomkraft ist keine Alternative, weil sie im Kapitalismus nicht beherrschbar ist, was sowohl Tschernobyl wie Fukushima auf schreckliche Art gezeigt haben!
Bereits 2019 hat die ROTE FAHNE, die Zeitung der MLPD, darauf hingewiesen: „Es ist eine bewusst gestreute Desinformation des Siemens-Vorstands, die Arbeitsplätze im Bereich Gas & Power seien durch die 'Erneuerbaren' gefährdet. Was hindert denn den Vorstand, die Produktion radikal auf 'Erneuerbare' umzustellen – außer dem Streben nach Maximalprofit?“
Wenn jetzt von „Zukunftssicherung“ und „Transformation“ die Rede ist, sollten uns die schönen Worte aufhorchen lassen, die auch so manche Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreteter als Lösung anbieten. Das technischer Fortschritt im Kapitalismus automatisch sozialer Fortschritt sein kann, ist aber genauso ein Ammenmärchen, wie das wir „alle im gleichen Boot sitzen“ würden. Beweist denn nicht jedes Abbauprogramm immer wieder klar und deutlich, dass die Aktionäre ganz andere Interessen haben als die einfachen Arbeiter und Angestellten? Im Kapitalismus gibt es für die Arbeiterklasse und die Masse der Menschen keine wirkliche „Zukunftssicherung“.
Die Gewerkschaft muss also für die Interessen von uns und unseren Familien eintreten, welche die gleichen sind, wie die der Kollegen in anderen Ländern. Dazu müssen wir selbst sie zu Kampforganisationen machen. Das ist aber ein anderer Weg, als der Gesambetriebsratsvorsitzende und Aufsichtsrat von Siemens Energy, Robert Kensbock, einschlägt: „Wir werden versuchen, „Alternativvorschläge zu erarbeiten. Die sollen natürlich auch Einsparungen bringen. Allerdings soll unser Konzept die Arbeitsplätze in Deutschland sichern“ (Interview 10.02.21 Wirtschaftswoche). Lassen wir uns nicht vor den Karren der Profitmaximierung auf Kosten der Kollegen in anderen Ländern spannen und spalten.
Die Abbaupläne müssen vom Tisch! Jetzt ist entschiedener Widerstand und Solidarität das Gebot der Stunde! Jetzt muss richtig gekämpft werden – auch konzernweit, und zusammen mit anderen von Arbeitsplatzvernichtung betroffenen Belegschaften, wie z.B. bei ThyssenKrupp! Gesamtmetall provoziert in der Tarifrunde mit Forderung nach einer weiteren Nullrunde. Dem setzen wir entgegen: Weder Nullrunde noch Almosen - Jetzt erst recht: 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich als Konzernvereinbarung! Das kann Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen.
Umstellung der Produktion auf Anlagen für die Durchsetzung von 100 Prozent erneuerbare Energien! Schrittweises bis vollständiges Ersetzen fossiler Energien bis 2030! Die drohende Klimakatastrophe duldet keinen Aufschub radikaler Maßnahmen!
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