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Zweite Demonstration gegen Krankenhausschließungen im Essener Norden

„Was geschlossen werden kann, kann auch wieder aufgemacht werden!“ Am Samstag, den 12.12.2020, versammelten sich auf Einladung des Internationalistischen Bündnisses gut 40 Personen in Essen-Stoppenberg auf dem Barbarossaplatz, um erneut ihrem Zorn und ihrer Fassungslosigkeit über die menschenverachtende Politik des „katholischen“ Klinik-Konzerns Contilia Ausdruck zu geben und die Wiederherstellung einer wohnortnahen vollständigen stationären Versorgung zu fordern.
Zweite Demonstration gegen Krankenhausschließungen im Essener Norden

Erhalt aller Krankenhäuser im Essener Norden

Am Offenen Mikrofon sprachen zahlreiche Stoppenberger Bürger*innen, Klinik-Beschäftigte, Vertreter*innen von MLPD, Jugendverband REBELL, Essen steht AUF, Frauenverband Courage und Umweltgewerkschaft. Die Corona-Regeln wurden natürlich streng beachtet. Der Sprecher des Internationalistischen Bündnisses merkte dazu an: „Die frische Luft und unser Widerstand stärken unser Immunsystem!“. Die Auftaktkundgebung verfolgten gut zwei Dutzend Zuhörer von der anderen Straßenseite aus aufmerksam und machten ihre Zustimmung durch häufigen Applaus deutlich. Mehrere berichteten spontan am Mikrofon von ihren persönlichen Erfahrungen und Sorgen für die Zukunft und schlossen sich an. In zahlreichen Redebeiträgen wurde der Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen für die Jugend gefordert. Und es gab kaum einen Beitrag, der nicht anprangerte, wie Contilia für die Steigerung ihrer Profite Gesundheit und sogar das Leben von Menschen zu gefährden bereit sei, und diese kapitalistische Profitgier kritisierte.
Die Vertreterin der MLPD verwies darauf, dass Contilia auf die Protestaktion Ende Oktober mit der Ankündigung reagiert habe, in Altenessen ein psychiatrisches Behandlungszentrum aufzubauen; in Zusammenarbeit mit der Bottroper Investmentgesellschaft GENUI, die für im Internet mit den „guten Renditen“ werbe, die sie „erwirtschafte“. Es sei an der Zeit, sich mit der Alternative Sozialismus auseinanderzusetzen. Erst dort könne es eine umfassende Gesundheitsversorgung geben, bei der der Mensch im Mittelpunkt stehe und nicht der Profit. Dabei warb sie für die Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“. Sie griff eine zum Teil entstandene Resignation an und verwies darauf: „Was geschlossen werden kann, kann auch wieder aufgemacht werden!“. Dafür gab es großen Applaus.
Herzlich begrüßt wurde auch der Hausarzt und marxistisch-leninistische Kommunalpolitiker Günter Wagner aus Gelsenkirchen, der über die Erfahrungen im erfolgreichen Kampf um den Erhalt des St.-Josefs-Hospitals in Gelsenkirchen-Horst berichtete. Er hatte das Transparent der Gelsenkirchener Initiative mitgebracht und machte deutlich: Es braucht einen breitesten Zusammenschluss; um Erfolge zu erzielen, muss man sich stark organisieren! Für ihn zeige die Schließung der Krankenhäuser mitten in der Pandemie auch die Krise des ganzen kapitalistischen Systems. Es könne auch ganz anders laufen: warum werden Menschen hier erst behandelt, wenn sie bereits krank sind, warum wird nicht Vorbeugung breit gefördert und finanziert? Das erntete zahlreiches Kopfnicken und regte zum Nachdenken an.
Der Sprecher des kommunalen Wahlbündnisses ‚Essen steht AUF‘ begann seinen Beitrag mit einer „Heimatkunde“: Er las die Namen von 13 deutschen Orten vor. An all diesen Orten seien seit Ausbruch der Corona-Pandemie Krankenhäuser geschlossen worden. Die Schließung von 19 weiteren sei aktuell geplant. Dies werde bundesweit u.a. von der Bertelsmann-Stiftung gesteuert und vom Staat subventioniert. Von aktuell noch etwa 1900 Kliniken sollen nur noch 600 übrig bleiben! Die CDU/FDP-Landesregierung arbeite aktuell an Gesetzen zur Beschleunigung dieses Prozesses. Das erklärt auch, warum OB Kufen (CDU) außer hohlen Phrasen von „neuen Chancen für smart hospital“ keinen Finger rührt. Dafür haben viele viele Bürger*innen eine Riesen-Wut auf ihn.
Die Teilnehmer brachen dann zur Demonstration in Richtung St.-Vincenz-Krankenhaus auf. Vor dem Haupteingang berichtete die ver.di-Vertrauensleute-Sprecherin vom Uni-Klinikum über ihre erfolgreichen Kämpfe für mehr Personal, solidarisierte sich mit den Kolleginnen und Kollegen von St. Vincenz und rief ‒ unter dem Beifall einiger Zuhörer aus dem Krankenhaus ‒ dazu auf, sich zu organisieren. Eine zufällig vorbeikommende Anwohnerin machte deutlich, was für ein tiefer Einschnitt dieser Krankenhaus-Kahlschlag für sie und die Menschen im Stadtteil bedeute, und dass es richtig sei, zu kämpfen.
Die Demonstranten marschierten dann wieder zurück zum Barbarossaplatz für eine kurze Abschlusskundgebung. Die Aktion stärkte den Kampfgeist und festen Willen, nicht locker zu lassen. 19 Leute trugen sich dafür neu in die Listen ein. An Spenden für den Druck von Flyern und Plakaten kamen 87 € zusammen und es wird weiter gesammelt. Für den weiteren Kampf wurde vorgeschlagen, am 19. Januar einen Protest vor dem Rathaus zu machen, wenn dort der Gesundheits- und Sozialausschuss tagt. Außerdem eine Gesprächsrunde, in der die aufgeworfenen Fragen gründlicher diskutiert werden können. Aufgrund der vielen spontanen Redebeiträge von Menschen aus dem Stadtteil und den Kliniken dauerte die Aktion einiges länger als geplant. Alles in allem ein wichtiges Signal und ein großer Erfolg!

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